12. August 2019
Die „gute“ Hand ist nicht unbedingt die rechte
13. August: Weltweiter Linkshändertag
Für die Händigkeitsentwicklung eines Menschen sind die ersten Lebensjahre entscheidend. Diese Entwicklung kann bewusst oder unbewusst gestört werden. Konkret geht es darum, dass die angeborene Linkshändigkeit nicht erkannt und das Kind auf die rechte Hand orientiert wird. Die Folgeerscheinungen – zum Beispiel Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten sowie motorische Störungen – werden häufig nicht als Ergebnis dieses Umschulens erkannt. Barbara Hamann arbeitet als Ergotherapeutin im Städtischen Klinikum Dresden.
Seit einigen Jahren engagiert sie sich als Linkshänderberaterin. „Das heißt, ich befunde Kinder mit ungeklärter Händigkeit, berate Kinder und deren Eltern hinsichtlich Linkshändigkeit, führe umgeschulte Linkshänder auf ihre dominante Hand zurück oder bereite linkshändige Kinder auf das Schreiben vor“, erklärt Frau Hamann. Dabei helfen ihr die Erfahrungen aus ihrem ersten Beruf als Grundschulpädagogin.
Einige dieser Kinder kommen ursprünglich aufgrund von Konzentrationsproblemen in die Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) am Standort Neustadt/Trachau. Grundsätzlich erfragt Frau Hamann im Anamnesegespräch die Händigkeit. Oft erfährt sie dabei, dass das Kind im Vorschulalter viel mit links hantiert, sich dann aber für rechts entschieden hat. Im Einvernehmen mit den Eltern testet sie dann die Händigkeit. Häufig deuten die Ergebnisse auf eine umgeschulte Linkshändigkeit hin. „Das ist oft nicht leicht zu erkennen“, sagt sie, „da die rechte Hand über Jahre trainiert ist und die Spontaneität durch bewusste oder unbewusste Beeinflussung von außen verfälscht wird.“ Hinzu kommt, dass einige der Kinder rechtshändig wie ihre Freunde sein möchten. Gemeinsam gilt es einen Weg zu finden, der dem Wollen der Kinder sowie den Anforderungen im schulischen Alltag gerecht wird und der natürlich eine Lösung für die therapierelevanten Probleme bietet. Doch wie kommt es, dass umgeschulte Linkshänder unter anderem Konzentrationsprobleme aufweisen? „Bildgebende Verfahren geben hier eine Antwort. Werden beim rechtshändigen Hantieren eines Rechtshänders Teile der linken Hemisphäre aktiviert, geschieht dies beim Linkshänder seitenverkehrt. Ist aber der umgeschulte Linkshänder mit seiner rechten Hand aktiv, werden zuerst die für Sensorik oder Motorik verantwortlichen Hirnareale der dominanten – also linken – Hand aktiviert und danach die der ausführenden Hand. Dafür wird viel mehr Energie benötigt“, erklärt die Linkshänderberaterin. Hinzu kommt, dass der Schreibprozess mit der nichtdominanten Hand nicht so automatisiert und zielgenau erfolgt wie mit der dominanten, was wiederum Kraft kostet. Ein Kind kann dann schnell unruhig werden, hört nicht mehr zu, lässt sich ablenken oder träumt sich weg. Für Lehrer und Eltern zeigt sich das als Symptomatik einer Konzentrationsstörung. Aus diesem Grund ist es wichtig, genau hinzuschauen und sich bei Bedarf Hilfe zu holen.
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